Little Tokyo am Rhein

Japanische Restaurants, Teestuben und Gärten sorgen für ein einzigartiges Flair - wie die japanische Gemeinde das Leben in Düsseldorf beeinflusst.


Das kleine Tokio am Rhein: Wer Düsseldorf besucht, sollte die Gelegenheit nutzen, die Atmosphäre eines der spannendsten Viertel der Stadt aufzusaugen. Über 8.400 Menschen japanischer Herkunft leben hier, mehr als 400 aktive japanische Unternehmen sind hier angesiedelt und wer inmitten des Dufts von frischem Essen und dem Geplauder der Einheimischen die Augen schließt, fühlt sich in die Haute Cuisine und die dampfenden Izakayas von Tokio selbst versetzt.


Das Düsseldorfer Japanviertel ist für seine preisgekrönten Restaurants, authentischen Teestuben und ruhigen japanischen Gärten bekannt – die oft ganz versteckt liegen. Um sie zu entdecken, lässt man sich am besten von jemandem helfen, der sich auskennt.

Zum Beispiel von Atsushi Yoshii, einem japanischen Düsseldorfer, der als Aftermarket-Experte bei Mazda arbeitet. „Wir fühlen uns in Düsseldorf zu Hause, weil wir hier die japanische Kultur spüren“, erklärt er. „Es ist ein besonderer Ort für uns, weil hier die gleiche Kultur und der gleiche Geist herrscht wie in Japan. Ein Geist, der geprägt ist von Freundlichkeit, Zusammenarbeit und Respekt.“

Eine weitere Gemeinsamkeit ist omotenashi, die japanische Philosophie der selbstlosen Gastfreundschaft. In den Lokalen von Little Tokyo rund um die Immermannstraße ist sie überall anzutreffen. „Es begann in japanischen Restaurants, doch inzwischen gibt es diesen omotenashi-Geist in fast allen Restaurants“, sagt Atsushi Yoshii.


"Es ist ein besonderer Ort für uns, weil hier die gleiche Kultur und der gleiche Geist herrscht wie in Japan."

ATSUSHI YOSHII

Zum Beispiel im Nagaya, einem mit einem Michelin-Stern ausgezeichneten Restaurant. Unter der Leitung von Küchenchef Yoshizumi Nagaya verbindet es europäische Haute Cuisine mit traditioneller japanischer Küche. „Wir sind eine moderne Küche, aber die Technik ist klassisch japanisch“, sagt Nagaya, der im Jahr 2000 erstmals nach Düsseldorf kam.

„In der japanischen Küche geht es immer um Subtraktion – bestimmte Teile des Geschmacks werden weggelassen. Hier in Deutschland hingegen fügen wir Aromen hinzu, zum Beispiel Rosmarin, Pfeffer und Petersilie. Es besteht also ein Widerspruch zwischen diesen Küchen, Visionen und Stilen. Ich habe versucht, sie zu kombinieren und etwas Neues zu schaffen.“

Wenn man den zahlreichen Auszeichnungen und den vollbesetzten Tischen zur Mittagszeit Glauben schenken darf, scheint das zu funktionieren. Doch darum geht es Nagaya gar nicht – stattdessen geht es um die lächelnden Gesichter. „Ich koche nicht für die Preise“, betont er. „Ich koche für die Gäste.“




„Ich koche nicht für die Preise, ich koche für die Gäste.“

CHEFKOCH NAGAYA

Nur wenige Meter von der Immermannstraße entfernt, bietet Anna Friedel im ANMO intensive Sencha-do-Teezeremonien an. Tee-Meisterschaft verschmilzt hier mit moderner Kunst zu einem multisensorischen Erlebnis. „Tee verbindet die Menschen“, sagt Friedel bei einer Tasse handgemachtem japanischem Matcha. „Er beruhigt den Geist, entspannt den Körper und schärft die Sinne.“

Auch der Raum – lichtdurchflutet und inspirierend – spielt eine wichtige Rolle, erklärt Friedel. „Hier können die Dinge zusammenkommen und reagieren, und der Tee ist das Band, das alles verbindet.“ Ihr Studio hilft ihr, mit der japanischen Gemeinschaft in Kontakt zu treten und sich von ihr inspirieren zu lassen. „Durch die Sprachen, die man hört, und die Menschen, denen man begegnet, hat man einen großartigen kulturellen Austausch.“

In der kulturellen Szene der Stadt bewegt sich auch Takao Baba. Der Tanzlehrer und Choreograph unterrichtet im Tanzhaus, einem Zentrum für zeitgenössischen Tanz in einem umgebauten Straßenbahndepot. „Mein Vater war einer der ersten Japaner hier“, erzählt er. Baba ist in seine Fußstapfen getreten und hat die Tanzszene in der Stadt geprägt. „Wir haben sie vor 20 Jahren aufgebaut“, sagt er. „Jetzt ist Düsseldorf führend im urbanen Tanz, sogar noch vor Berlin.“

„Hier fühle ich mich zu Hause.“

TAKAO BABA

Wie jeder Künstler, der in einer pulsierenden Subkultur agiert, lässt er sich von vielen Dingen inspirieren. Zum Beispiel von Kampfsportarten: „Ich kann immer zu meinen Wurzeln zurückkehren“, sagt Baba, der Elemente aus Karate, Jiu Jitsu und Muay Thai in seine Routine einfließen lässt. Und auch der Rhein selbst ist eine Inspiration: „Hier fühle ich mich zu Hause.“

Das ist der Zauber des japanischen Viertels und seiner Communities – ein kleiner Ort, der unzählige Rollen ausfüllen kann, für Besucher, Einheimische und alle anderen. Manche kommen hierher, um eine neue Küche auszuprobieren, andere möchten neue Sprachen lernen und neue Kulturen entdecken. Am besten ist es vielleicht, sich mit einem Hallo oder einem Konnichiwa vorzustellen und zu sehen, wohin es einen treibt.

japantag-logo.jpgBeim Düsseldorfer Japantag, der in diesem Jahr am 24. Mai 2025 stattfindet, wird diese tiefe kulturelle Verbindung alljährlich in großem Stil gefeiert: Als eines der größten Festivals japanischer Kultur in Europa verwandelt die Veranstaltung Düsseldorf in ein lebendiges Schaufenster des traditionellen und zeitgenössischen Japans - von Musik, Kunst und Performances bis hin zur authentischen Küche. Höhepunkt des Tages ist ein spektakuläres japanisches Feuerwerk über dem Rhein, das Tausende von Besuchern anzieht und die einzigartige Freundschaft zwischen Japan und Nordrhein-Westfalen würdigt.

 

Hier finden Sie weitere Informationen zum Japan Tag in Düsseldorf