Leverkusen, 19.12.2012
Mazda CVS - Computer gesteuertes, führerloses Fahrzeug
- Mazda entwickelt im Rahmen einer Ausschreibung das Mazda CVS (Computer-controlled Vehicle System)
- Das von starken Elektromotoren angetriebene Schienenfahrzeug soll auf eigener Trasse fahren
- Das Fehlen des Fahrers wirkt damals noch wenig vertrauenerweckend
Zu Beginn der 1970er Jahre bestimmt auch in Japan das scheinbar unaufhaltsam wachsende Verkehrsaufkommen zunehmend die politische und öffentliche Diskussion. Besonders die Luftverschmutzung wird in den Ballungsräumen als besorgniserregend eingestuft. Für die Megacity Tokio befürchten die Behörden sogar einen totalen Verkehrsinfarkt.
Deshalb fördern das japanische Verkehrsministerium, aber auch private Institutionen in verschiedenen Ausschreibungen und Forschungsprojekten die Entwicklung besonders schadstoffarmer Antriebe und alternativer Transportsysteme sowie innovativer Techniken, um die Verkehrsströme effektiver zu lenken. Forschungsgebiete, auf denen Mazda richtungweisende Pionierarbeit leistet.
So initiiert 1972 die renommierte „Japan Society for the Promotion of Machine Industry” die Entwicklung eines Konzepts für computergesteuerte, führerlose Fahrzeuge, das in dicht besiedelten Ballungsräumen die Vorteile des Individualverkehrs mit denen der Massenverkehrssysteme kombinieren soll. Der Autoverkehr soll mit dem Schienenverkehr zu einem neuen Transportsystem zusammengeführt werden. Mazda entwickelt im Rahmen der Ausschreibung das Mazda CVS (Computer-controlled Vehicle System) Personal Car. Erstmals präsentiert wird das Mazda CVS den staunenden Besuchern auf der Tokyo Motor Show 1973.
Das kastenförmige Karosseriekonzept der CVS Fahrzeuge nimmt bereits einige Ideen der erst über zehn Jahre später in Serie gehenden Großraumlimousinen vorweg. So bieten weit öffnende Schiebetüren bequemen Zugang ins großzügig dimensionierte Interieur, wo bequeme Einzelsitze mit außergewöhnlich viel Bein- und Kopffreiheit auch großgewachsenen Passagieren First-Class-Reisekomfort garantieren.
Die eigentliche Sensation des CVS findet sich aber in Antrieb und Steuerung. So soll der von starken Elektromotoren angetriebene Mazda wie ein Schienenfahrzeug auf einer eigenen Trasse fahren, dies aber mit komfortabler Gummibereifung, Luftfederung und mit einem Leitsystem, das über elektromagnetische Induktion arbeitet. Dazu werden in die Fahrbahn Induktionskabel eingelassen, die via Antenne mit der Fahrzeugelektronik kommunizieren. Ein futuristisches Fahrzeugsystem, das auf eigens gebauten Testtrassen tatsächlich funktioniert, seiner Zeit aber doch zu weit voraus fährt. Vor allem das Fehlen des Fahrers wirkt damals noch wenig vertrauenerweckend, obwohl das Mazda CVS mit einem automatischen Notbremssystem ausgestattet ist. Zudem werden bei jeder Fahrt Tempo und Abstand zu anderen Fahrzeugen permanent von einem zentralen Kontrollzentrum überwacht, mit dem die Passagiere des Mazda CVS über Funktelefon in Kontakt stehen. Auch der Bau eines eigenen Straßennetzes für Automobile, die in ihrer Funktion letztlich sehr an Schienenfahrzeuge im Stil von S-Bahnen erinnern, erweist sich als zu kostspielig.