Auf der Suche nach dem Mazda Gefühl

Bevor ein neues Mazda Modell auf die Straße rollt, muss es eine Reihe harter Tests bestehen – unter anderem auf dem Testgelände der Unternehmenszentrale in Hiroshima.


Hier arbeiten die Mazda Ingenieure an den Zutaten für ein unvergessliches Fahrerlebnis – und an dem Gefühl purer Freude, das sich einstellen soll, wenn man hinter dem Steuer eines Mazda Platz nimmt.

Es ist dieses Gefühl, das Kunden auf der ganzen Welt empfinden und das Mazda seit fast 100 Jahren zu Innovationen antreibt. Das Streben danach ist bis heute ein entscheidender Bestandteil des Entwicklungsprozesses neuer Modelle. Verkörpert wird diese Philosophie vor allem durch die Mazda Ingenieure, durch ihre Hingabe und ihre Liebe zum Detail. Einer davon ist Masayoshi Kanei, der vor 14 Jahren zum Mazda Entwicklungsteam stieß und seither sowohl Prototypen als auch seriennahe Entwicklungsfahrzeuge testet. Man sollte ihn nur nicht Testfahrer nennen.

Wie sich Performance anfühlt

„Bei Mazda bezeichnen wir uns nicht als Testfahrer, denn wir sind in jeden einzelnen Entwicklungsschritt involviert, von der frühen Planung bis zur Freigabe eines serienreifen Modells“, erklärt Kanei, der für den Antriebsstrang zuständig ist und zuletzt unter anderem am Mazda CX-60 e-Skyactiv PHEV (Energieverbrauch gewichtet kombiniert 1,4 l/100 km und 22,7-23,1 kWh/100 km, CO2-Emissionen gewichtet kombiniert 31-33 g/km, CO2-Klasse B, Kraftstoffverbrauch kombiniert und CO2-Klasse bei entladener Batterie 7,7-7,8 l/100 km, CO2-Klasse F-G) gearbeitet hat. „Ja, wir fahren viele Autos, um Daten abzugleichen und ihre Fahrbarkeit, Qualität und Straßentauglichkeit zu bewerten. Genauso wichtig ist aber auch das, was wir bei Mazda das Performance-Gefühl nennen. Dabei geht es darum, wie Beschleunigung und Fahrzeugbewegungen wahrgenommen werden.“

Als Experte für den Antrieb bespricht Kanei zusammen mit den anderen Ingenieuren Details wie Motorkalibrierungen, Beschleunigung und Leistungsabgabe. Das gilt selbst für Autos, die bisher nur auf dem Reißbrett existieren: Dann wird mit Hilfe dieser Prozesse über die Machbarkeit von Technik und Design entschieden.

Wenn er auf dem Testgelände die Leistung des Fahrzeugs beurteilt, nutzt Kanei alle seine Sinne. „Beim Beschleunigen zum Beispiel muss man in der Lage sein, selbst die kleinste Veränderung zu messen und zu bewerten, etwa die G-Kräfte und ein Ruck, der im Körper zu spüren ist“, sagt er. „Diese Faktoren wirken sich massiv auf das Fahrerlebnis im Auto aus.“ Ein Ruck verändert sich mit der Größe der Beschleunigung und der Zeit, in der die Beschleunigung wirkt; für Mazda ist er einer der wichtigsten Parameter bei der Entwicklung seiner Innovationen, die stets auf den Menschen ausgerichtet sind.

Die menschlichen Sinne sind zwar wichtig, aber nicht perfekt, räumt Kanei ein: „Um einen Antriebsstrang zu konfigurieren, der genau so funktioniert, wie der Fahrer es will, kombinieren die Entwickler unsere Einschätzungen mit Daten und Messwerten.“

Das Beste aus beiden Welten

Bei der Arbeit am Mazda CX-60 mit seinem e-Skyactiv Plug-in-Hybridantrieb spielte dieser Abstimmungsprozess eine besonders wichtige Rolle. „Ein Plug-in Hybrid vereint die besten Eigenschaften eines Fahrzeugs mit Verbrennungsmotor und eines Elektroautos“, sagt Kanei. Bei geladener Batterie fährt er mit elektrischer Energie und spart so Kraftstoff. Bei höherem Tempo auf der Autobahn nutzt das Fahrzeug den Verbrenner, um genug Leistung zu erzeugen.

„Manchmal hat man aber das Gefühl, dass das Auto nicht so schnell beschleunigt, wie man es möchte. Oder der Wechsel zum Verbrennungsmotor fühlt sich zu schnell an. Das ist ein häufiges Problem bei Plug-in-Hybriden“, sagt Kanei. Die Feinabstimmung des Umschaltens vom elektrischen Antrieb auf den Verbrennungsmotor kann anspruchsvoll sein, ist aber wichtig: „Würden Sie sich etwa nicht erschrecken, wenn das Auto nicht so reagiert, wie Sie es wollen?“

Der Mazda CX-60 PHEV stellte Kanei und sein Team also vor neue Herausforderungen, doch es gelang ihnen, einen Plug-in-Hybridantrieb zu entwickeln, der lebhafte und laserscharfe Fahreigenschaften bietet. „Es war nicht so einfach, die Art von Fahrbarkeit zu erreichen, die wir uns für einen Mazda wünschen, aber am Ende haben wir es geschafft“, sagt Kanei mit einem Lächeln. Mit anderen Worten: Das Auto fährt sich genauso, wie man es möchte.

Auch wenn Kaneis Aufgabe mit dem Begriff Testfahrer nur unzureichend beschrieben wird: Natürlich machen Testfahrten einen entscheidenden Teil des Entwicklungsprozesses aus, und Kanei absolviert jede Menge davon – von den streng geheimen Mazda Teststrecken in Japan bis hin zu Deutschlands weltberühmten Autobahnen. „Da wir von Anfang an involviert sind, legen wir unsere eigenen Parameter und Ziele für den Antriebsstrang fest. Damit sorgen wir dafür, dass jeder Mazda das markentypische Fahrvergnügen vermittelt“, sagt er. „Ob es sich um einen Plug-in-Hybrid handelt oder nicht: Bei den Testfahrten  müssen wir sicherstellen, dass diese Parameter und Ziele erreicht werden. Der Spielraum für einen Bewertungsfehler ist sehr gering.“

Zu allem bereit

 

Der Druck auf Kanei und seine Kollegen ist also groß, aber sie sind für diese Aufgabe mehr als qualifiziert. Mazda hat ein spezielles Lizenzsystem etabliert, damit sie sich die Fähigkeiten aneignen können, die sie für eine faire, kontinuierliche und vor allem sichere Bewertung benötigen.

Einsteiger erkunden zunächst die beeindruckende Mazda Zentrale in Hiroshima, während die Testfahrer in den höheren Qualifikationen die Fahrzeuge bis an ihre Grenzen bringen können. Hier kommt es vor allem darauf an, herauszufinden, was für den Kunden geeignet ist.

„Kontinuierliche Verbesserung ist der einzige Weg nach vorne.“

MASAYOSHI KANEI

Die Fähigkeiten der Testfahrer können sehr unterschiedlich sein. „Man muss die Leistung des Fahrzeugs unabhängig von den Bedingungen genau einschätzen können. Wer das nicht kann, dessen Bewertungen werden vom Entwicklungsteam nicht als berechtigt oder vertrauenswürdig angesehen“, so Kanei weiter.

Die Fahrbarkeit bei verschiedenen Geschwindigkeiten ist ein wichtiger Maßstab für die Performance eines Fahrzeugs. Die Tatsache, dass Kanei verschiedene Modelle im Grenzbereich testen kann, auf trockenen Geraden ebenso wie in nassen Kurven, beweist, warum Mazda dieses strenge Lizenzsystem eingeführt hat: um sicherzustellen, dass jedes Auto immer und unter allen Bedingungen Fahrspaß bietet, und um die Sicherheit seiner Mitarbeiter bei der Ausübung ihrer Tätigkeit zu gewährleisten.

Ein Blick in die Zukunft

Schon vor Beginn seiner Tätigkeit bei Mazda hatte Kanei an der Universität die Grundlagen der Entwicklung von Hochleistungsmotoren erlernt. Auf die Frage, welches Modell er bisher am liebsten getestet hat, antwortet er ohne zu zögern: „Es ist immer das Modell, an dem ich gerade gearbeitet habe. Weil sich die Technologie ständig weiterentwickelt, gibt es immer wieder neue Herausforderungen, denen man sich als Ingenieur stellen muss. Das finde ich sehr spannend. Schon das nächste Projekt wird uns wieder vor ganz neue Aufgaben stellen. Wir nehmen diese Herausforderung gerne an, denn in unserem Job sind wir niemals fertig“, sagt er abschließend. „Kontinuierliche Verbesserung ist der einzige Weg nach vorne.“