Leverkusen, 14.05.2010
Strategische Partnerschaften bei Mazda
90 Jahre Mazda Unternehmensgeschichte
- Strategie der gezielten Kooperationen prÀgt die Firmengeschichte
- Konstruktive Partnerschaften sichern Technologievorsprung und MarktprÀsenz
- Strategische Zusammenarbeit mit Ford, Toyota-Kooperation fĂŒr Hybridsystem

90 Jahre Mazda â das heiĂt auch: 90 Jahre UnabhĂ€ngigkeit und eigenverantwortliches Handeln als Produzent von Automobilen. Dass die Geschichte des japanischen Unternehmens schon frĂŒh durch Kooperationen mit verschiedenen Partnern geprĂ€gt wird, ist dazu kein Widerspruch. Im Gegenteil: Durch die gezielte Zusammenarbeit auf eng abgesteckten Gebieten sichert Mazda seine Existenz als vergleichsweise kleiner Automobilhersteller und schafft zugleich Freiraum fĂŒr die Umsetzung jener technischen Innovationen, die das Unternehmen seit jeher prĂ€gen. Aktuelles Beispiel ist die Vereinbarung mit Toyota zur Nutzung der Hybrid-Antriebstechnologie. Die Vereinbarung sieht eine Bereitstellung von Komponenten der Hybridtechnologie vor, wie sie im derzeitigen Toyota Prius zum Einsatz kommt. Mazda wird das Antriebssystem mit dem neuen, besonders effektiven SKY-Verbrennungsmotor kombinieren und ab 2013 in einem neuen Mazda Hybridfahrzeug einsetzen.
Im Grunde fuĂt bereits der Erfolg des ersten Mazda Motorfahrzeugs aus dem Jahr 1931 zumindest teilweise auf einer Kooperation. Denn beim Vertrieb des Mazda-GO arbeitet Mazda mit Mitsubishi zusammen. PrĂ€gender fĂŒr die Zukunft des Unternehmens ist indes eine weitere Zusammenarbeit: nĂ€mlich jene mit NSU auf dem Gebiet des Kreiskolbenmotors. Schon lĂ€nger hat Mazda um die Gunst der Neckarsulmer Motorenbauer gebuhlt und dabei auch das Hilfsangebot des deutschen Botschafters in Japan zur Anbahnung von Kontakten in Anspruch genommen. Ein Dreivierteljahr, nachdem die Japaner erstmals auf TuchfĂŒhlung gegangen sind, werden die formellen VertrĂ€ge mit NSU im Jahr 1961 unterzeichnet. Danach darf Mazda das von Felix Wankel erfundene Motorenkonzept weiterentwickeln und verfeinern.
Auch der Einstieg in die Dieseltechnologie gelingt Mazda im Rahmen einer technischen Zusammenarbeit. Diesmal ist es der britische Motorenhersteller Perkins, mit dem die Japaner 1965 ein Abkommen schlieĂen. Ein Sechszylinder-SelbstzĂŒnder mit Bosch-Einspritzanlange kommt etwa im Nutzfahrzeug Titan zum Einsatz, das Mazda in einer spĂ€teren Modellgeneration auch zusammen mit Isuzu produziert. Automatikgetriebe entwickelt Mazda ab Oktober 1969 zusammen mit Nissan und Ford im eigens zu diesem Zweck gegrĂŒndeten Gemeinschaftsunternehmen Japan Automatic Transmission Company (JATCO), das ĂŒbrigens die erste Zusammenarbeit zwischen den beiden langjĂ€hrigen Partnern Mazda und Ford markiert. Zwei Jahre spĂ€ter folgt bereits das nĂ€chste gemeinsame Projekt: die Lieferung der Mazda Pickups der B-Serie an die Amerikaner. Die Pickup-Kooperation reicht bis in die Gegenwart; heute laufen der Mazda BT-50 und der Ford Ranger gemeinsam von thailĂ€ndischen ProduktionsbĂ€ndern, die wie auch das US-Werk in Flat Rock (Michigan) unter dem Begriff âAuto Allianceâ firmieren.
Der Erfolg der Pickups bildet auch die Grundlage fĂŒr eine weitere AnnĂ€herung zwischen Ford und Mazda, die 1979 mit einer Kapitalverbindung besiegelt wird. Ford erwirbt zunĂ€chst 25 Prozent, spĂ€ter bis zu 33,4 Prozent der Mazda Anteile und erhĂ€lt Zugriff auf erfolgreiche Frontantriebsmodelle wie den Mazda 323 und den Mazda 626. In den 1980er Jahren baut man beispielsweise in Flat Rock den 626 CoupĂ©-Ableger Mazda MX-6 und den technisch identischen Ford Probe. Erfolgreicher gestaltet sich die Zusammenarbeit im Kleinwagensegment, wo ab 2003 der Mazda2 als erstes in Europa gefertigtes Mazda Modell bei Ford in Valencia vom Band lĂ€uft â zusammen mit den auf der gleichen Plattform basierenden Schwestermodellen Fiesta und Fusion. Schon der VorgĂ€nger Mazda 121, der von 1995 bis 2002 angeboten wird, ist ein Zwilling des Fiesta. Auch der Mazda3 und der Ford Focus profitieren von der engen Kooperation der beiden Partner, die hier vor allem ihre hohe Fahrwerkskompetenz einbringen.
Die langfristige strategische Partnerschaft mit Ford, die sich ĂŒbrigens auch auf den chinesischen Markt und das dortige Joint Venture Changan Ford Mazda Engine Co. Ltd., erstreckt, ist ĂŒber die Jahre die produktivste und nachhaltigste Kooperation in der Mazda Geschichte. Aktuell hĂ€lt Ford rund 11 Prozent Anteile an Mazda. Weniger bekannt ist beispielsweise, dass Mazda in den 80er Jahren Citroen-Modelle nach Japan importiert, seit 1987 eine Partnerschaft mit Suzuki bei Kleinstwagen unterhĂ€lt, Mitsubishi ab 1999 mit Nutzfahrzeugen beliefert oder ĂŒber eine Zusammenarbeit mit Kia den koreanischen Markt erschlieĂt.
Diese Strategie der gezielten Kooperationen hat sich in der Mazda Historie bestens bewĂ€hrt: Ăberall dort, wo es beiden Partnern sinnvoll erscheint, werden Potenziale und StĂ€rken gebĂŒndelt: etwa wenn es darum geht, neue MĂ€rkte zu besetzen, ProduktionskapazitĂ€ten auszulasten oder neue Technologien schnell voranzutreiben. Zugleich vermeidet Mazda mit dieser Strategie kostspielige Risiken teurer Ăbernahmen und Fusionen und bewahrt seinen eigenstĂ€ndigen Charakter als Hersteller einzigartiger Automobile.